Die baubiologische Sanierung

Winfried Schneider, Schreiner, Architekt und Geschäftsführer des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim spricht im Interview über gesundes Wohnen und erste Schritte bei der baubiologischen Sanierung.

Winfried Schneider vom Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN.
Bevor man loslegt, sollte man fachlichen Rat einholen.

Gesundheit und Nachhaltigkeit sind weltweite Megathemen. Die Internationale Handwerksmesse greift diese natürlich auch auf. Immobilienbesitzer und Mieter können sich über nachhaltiges und ökologisches Bauen, Sanieren und Modernisieren, Wohngesundheit und Baubiologie informieren. Winfried Schneider, Schreiner, Architekt und Geschäftsführer des Instituts für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN in Rosenheim (www.baubiologie.de) spricht im Interview über gesundes Wohnen und erste Schritte bei der baubiologischen Sanierung.

Viele sprechen von Baubiologie. Was ist das überhaupt?
Baubiologie ist die Lehre von den ganzheitlichen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Wohn- und Arbeitsumwelt. Das Haus beziehungsweise die Wohnung bezeichnen Baubiologen als dritte Haut des Menschen. Damit soll zum Ausdruck kommen, wie eng wir mit unserer Wohnumwelt verflochten sind.

Welche Themenfelder umfasst sie?
Übergeordnet betrachtet sehen wir derzeit vier Themenfelder: Baubiologische Messtechnik – hier geht es vorrangig um gesundheitlich relevante Kriterien wie Raumklima, Luftschadstoffe, Schimmel, Elektrosmog und Lärm; Baubiologische Raumgestaltung, das heißt Formen, Farben, Ergonomie, Licht und Beleuchtung; Baubiologische Gebäude-Energieberatung mit Themen wie energiesparendes und nachhaltiges Bauen und Wohnen unter Einbeziehung der Haustechnik und schließlich ökosozialer Städtebau.

Was bringt sie den Verbrauchern?
Kurz gesagt: zufriedeneres, angenehmeres, schöneres, gesünderes und mittelfristig betrachtet auch preiswerteres Wohnen. Und das soweit wie möglich im Einklang mit der Natur.

Worauf gilt es dabei zu achten?
Man kann viel falsch machen, wenn man unvorbereitet und ohne fachlichen Beistand baut oder saniert. Deshalb sollte man mindestens eine Fachberatung anstreben. Baubiologen können zudem alle Bauphasen beratend, planend und bauleitend begleiten. Noch besser ist es natürlich baubiologisch ausgebildete Handwerker, Architekten und Fachingenieure zu beauftragen.

Gibt es Dinge, auf die man beim Neubau besonders achten muss?
Sehr wichtig und letztendlich auch kostensparend ist es, von Anfang an die Weichen richtig zu stellen. Das beginnt schon bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück, das frei von Altlasten ist.

Wie ist es bei bestehenden Häusern?
Hier ist es sinnvoll, den Bestand von einem baubiologischen Messtechniker begutachten zu lassen. So werden schadstoffhaltige Baustoffe, Schimmel oder Elektrosmog-Belastungen gefunden, bewertet und geeignete Sanierungen empfohlen. Wichtig ist dann, wie beim Neubau, dass alle Arbeiten bis zur Fertigstellung messtechnisch betreut werden.

Welche Leistungen werden besonders nachgefragt?
Leider wird oft erst nachgefragt, wenn es schon zu spät ist, wenn gesundheitliche Beschwerden, schlechtes Raumklima oder Schimmel aufgetreten sind. Zunehmend setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass es besser und letztlich preiswerter ist, von Anfang an auf eine baubiologische Ausführung zu achten.

Was kann man schon beim Bau tun, um später ein gutes Raumklima zu haben und Schimmel entgegenzuwirken?
Man sollte viele Materialien verwenden, die Feuchtigkeit puffern können, Produkte aus Holz, Naturfasern, Lehm und Kalk. Wichtig ist, diese nicht mit Lacken oder Dispersionsfarben zu versiegeln. Darüber hinaus sollte man auf geringe Neubaufeuchte achten und schon auf der Baustelle trocknende Maßnahmen durchführen. Gut ist Strahlungswärme beim Heizen, beispielsweise durch Wand-, Fußboden- oder Deckenheizungen. Und man sollte wenige Materialien wie Kunststoffteppiche, -beschichtungen und Lacke verwenden, die sich statisch aufladen.

In welchem Verhältnis stehen Kosten und Nutzen?
Baubiologisches Bauen setzt nicht auf kurzfristige, sondern auf mittel- und langfristige Optimierung und es lohnt sich, in gute Qualität zu investieren. Ein Vollholzboden zum Beispiel hält 100 Jahre und mehr, ein Laminatboden oft nur wenige Jahre. Energiesparendes Bauen oder Regenwasserbewirtschaftung spart laufend Heiz-, Strom- und Wasserkosten und amortisiert sich nach einiger Zeit. Und was ist Wohlbefinden, Zufriedenheit und vor allem Gesundheit wert? Wie heißt es so schön? Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

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